Im frühen Alter sind Welpen besonders empfänglich für soziale Reize – die perfekte Zeit für das Umgebungstraining, um das junge Tier an die Welt um uns herum zu gewöhnen. Mit dem Training legst Du den Grundstein zur Entwicklung eines harmonischen erwachsenen Hundes, der sich an verschiedenen Orten und mit unterschiedlichen Menschen wohlfühlt. Wir bei Bozita haben eine praktische „Checkliste“ zusammengestellt, in der Du einige alltägliche Phänomene findest, die Du mit dem Welpen beim Umgebungstraining üben kannst.
DAS UMGEBUNGSTRAINING BEGINNT BEREITS BEIM ZÜCHTER
Forschungen zeigen, dass die Erlebnisse des Welpen in der sogenannten Sozialisierungsphase (die Zeit, in der der Welpe am empfänglichsten für soziale Reize ist) seine weitere Entwicklung stark beeinflussen. Der Züchter hat daher eine große Verantwortung, das Umgebungstraining auf angemessen Weise einzuführen, indem er den Welpen Teil des Alltagslebens werden lässt – mit allem, was dazugehört.
In einem Alter von 5 bis 6 Wochen sollte der Kontakt zu Menschen nach und nach gesteigert werden. Kuscheln, Spielen und Pflege sind wichtige Bestandteile und dürfen mitunter auch alleine erfolgen, ohne Unterstützung der Wurfgeschwister. Welpen mit fehlendem Kontakt zu Menschen sind oft schwerer zu handhaben und erfolgreich zu erziehen.
Zieht der Welpe in einem Alter von etwa 8 bis 9 Wochen in sein neues Zuhause um, liegt es am neuen Besitzer, die bereits begonnene Arbeit des Züchters zu übernehmen und fortzuführen. Die Zeit zwischen der 8. und 12. Lebenswoche eignet sich ideal zum Lernen, da Ereignisse immer öfter zu bleibenden Erinnerungen werden. Es ist auch eine wichtige Phase hinsichtlich sozialer Aspekte. Jetzt wird die Grundlage für die zukünftige Mentalität des Hundes geschaffen.
ERSTELLE EINEN „TRAININGSPLAN“ FÜR DEINEN HUND
Das Umgebungstraining mit einem Welpen muss nicht sonderlich kompliziert sein. Darf der Hund Frauchen oder Herrchen in allen möglichen Situationen begleiten, kommt das meiste ganz von selbst. Hilfreich ist das Erstellen eines „Trainingsplans“, eine Art Checkliste darüber, was Du mit Deinem Hund üben solltest. Du musst dieser nicht hundertprozentig folgen. Solltest Du etwas auslassen, ist es nie zu spät, Deinen Hund auch im höheren Alter zu erziehen. Das Tier ist sein ganzes Leben lang lernfähig. Es braucht später nur etwas mehr Zeit und Geduld, denn eingefahrene Verhaltensweisen lassen sich oft nur schwer verändern.
Passe das Umgebungstraining Deiner Lebenssituation und der Deines Hundes an. Wohnst Du auf dem Land, konzentriere Dich auf all das, was Dir dort täglich begegnet. Gleiches gilt in der Stadt.
CHECKLISTE FÜR DAS UMGEBUNGSTRAINING
Im Folgenden haben wir 11 Punkte aufgelistet, die sich gut für einen Trainingsplan eignen. Je mehr Dinge Du Deinem Hund jetzt zeigst, desto einfacher wird er für den Rest seines Lebens mit neuen Situationen umgehen können.
- Setze Deinen Hund verschiedenen Geräuschen zu Hause aus
Du musst nicht auf Zehenspitzen durch das Haus laufen, um den Welpen nicht zu stören. Lasse das Leben wie gehabt weiterlaufen. Gewöhne den jungen Hund an Fernseher, Staubsauger, Rasenmäher, Föhn, Telefon oder Türklingel und klappere mit Kochtöpfen und allem anderen, was in Deinem Zuhause geräuschvoll sein kann. - Lasse den Hund verschiedene Menschen treffen
Dein Hund sollte sich in der Gegenwart anderer Menschen wohlfühlen und von diesen auch umsorgen lassen (streicheln, anfassen, auf den Arm nehmen, in den Mund fassen, in die Ohren schauen usw.). Nicht zuletzt ist dies notwendig, wenn Du zum Tierarzt gehst. Zudem können Situationen eintreffen, in denen sich andere Menschen um Deinen Hund kümmern müssen, zum Beispiel, wenn Du erkrankst, Dich verletzt oder gezwungen bist, eine Zeit lang zu verreisen.Welpen müssen sich auch daran gewöhnen, dass Menschen sich unterschiedlich bewegen können, zum Beispiel Personen im Rollstuhl, Fahrradfahrende oder Inlineskatende. - Gewöhne den Hund an Kinder
Kinder sind lauter und bewegen sich anders als Erwachsene. Hast Du keine Kinder in Deinem Umfeld, spaziere an einer Schule vorbei, wo Kinder näher kommen und Deinen Welpen streicheln können.Lasse kleine Kinder niemals unbeaufsichtigt mit einem Hund! - Lasse Deinen Hund andere Hunde treffen
Welpen müssen die Hundesprache erlernen, worin wir Menschen – aus ersichtlichen Gründen – nicht besonders gut sind. Je mehr freundliche, kleine wie große Hunde Dein junger Welpe trifft, desto besser wird sein Vertrauen in unbekannte Hunde. Lasse Deinen Welpen immer mal wieder mit einem freundlichen, älteren Hund spielen.Mangel an Kontakt zu anderen Hunden kann nach acht Wochen zur Verschlechterung der Hundesprache führen. Warte daher nicht bis zur Impfung in der 12. Woche. Der Welpe verfügt über genügend Antikörper der geimpften Hündin. Zudem ist das Risiko der Ansteckung sehr gering, wenn der ältere Hund ausreichend geimpft ist. Der Nutzen der Sozialisierung ist wesentlich größer als die Gefahr der Ansteckung. - Lasse den Hund auf verschiedenen Flächen laufen
Lasse den Welpen beispielsweise auf Gras, Kies, Asphalt, Schnee, Holzboden, Teppichen, Stein, Sand oder durch Wasser laufen. So werden verschiedene Untergründe zur alltäglichen Routine und der Welpe kann sich ungehindert in verschiedenen Umgebungen bewegen. - Fahre Auto, Bus, Zug oder Boot mit dem Hund
Mit je mehr Transportmitteln Du Deinen Hund vertraut machst, desto mehr Bewegungsfreiheit hast Du. Beginne immer mit kurzen, etwa fünf Minuten langen Strecken und beende den Ausflug mit etwas Schönem, zum Beispiel einem Waldspaziergang. So kann der Welpe spannende Abenteuer mit Auto-, Bus-, Zug- oder Bootreisen verbinden. Dehne die Ausflüge Stück für Stück aus. Denke daran, dass der Hund beim Autofahren immer angegurtet oder in einer Transportbox gesichert werden muss. In Deutschland ist es nicht erlaubt, Hunde ungesichert im Auto mitfahren zu lassen. - Nimm den Hund mit unter Menschenmengen
Menschenmengen sind Teil des Alltags, egal, wo man wohnt. Für einen Hund bedeutet dies viele Geräusch- und Dufteindrücke. Zudem sehen sie oft nur die Beine der Menschen. Gewöhne den Hund langsam daran, dass es manchmal eng werden kann. Ein kleinerer Hund sollte möglichst getragen werden, da es mitunter vorkommen kann, dass das Tier in Menschenmengen niedergetrampelt wird. - Spaziere mit dem Hund über Brücken und durch Tunnel
Spaziere über Brücken und durch Tunnel, um den Welpen daran zu gewöhnen, dass sich Verkehr darüber und darunter bewegt. In Tunneln ist es zudem dunkel und Geräusche verändern sich auf ungewohnte Weise. - Steige mit Deinem Hund Treppen und fahre Aufzug
Trainiere in geeignetem Maß, Treppen auf- und abzusteigen. Die ungewohnte Belastung strapaziert die Gelenke und Muskeln des Hundes, die noch nicht vollständig entwickelt sind. Vermeide möglichst Rolltreppen, sofern der Hund nicht noch getragen werden kann. Schwanz oder Pfote können schnell eingeklemmt werden.Übe auch, mit dem Aufzug zu fahren, sodass dieser im späteren Leben keine (unangenehme) Überraschung wird. - Zeige Deinem Hund sowohl Dörfer als auch Städte
Wechsele die Umgebung in regelmäßigen Abständen. Nimm Deinen Hund mit aufs Land oder in die Stadt und zeige ihm alles, was es dort zu sehen gibt, zum Beispiel andere Tiere, laute Menschen, große Fahrzeuge und Maschinen, Baustellen oder Straßenbauarbeiten. - Gewöhne Deinen Hund an besonders laute, plötzliche Geräusche
Einen Hund an laute und plötzliche Geräusche wie Gewitter, Schüsse oder Feuerwerk zu gewöhnen, braucht Zeit und sollte langsam erfolgen. Es gibt geeignete Apps und CDs mit verschiedenen Geräuschen, die Du verwenden kannst. Beginne mit sehr leiser Lautstärke und erhöhe diese je nachdem, wie schnell sich der Hund daran gewöhnt.
LASSE DEN HUND DAS TEMPO BEIM UMGEBUNGSTRAINING BESTIMMEN
Das definitiv Wichtigste beim Umgebungstraining mit Deinem Hund ist, die richtige Motivation zu behalten und alle neuen Situationen auf ruhige und angenehme Weise anzugehen. Gib dem Welpen Zeit, sich in seinem Tempo an neue Ereignisse zu gewöhnen und sorge dafür, dass es immer einen Ausweg gibt, sollte es zu viel werden. Der Welpe darf sich nie bedrängt oder bedroht fühlen. In dem Fall ist es besser, einen Schritt zurückzugehen und es zu einem anderen Zeitpunkt erneut zu probieren. Erlebt der Welpe zu starke, erschreckende Sinneseindrücke, kann er verstört werden und im schlimmsten Fall für den Rest seines Lebens darunter leiden.
Als Frauchen oder Herrchen solltest Du stets ruhig und zurückhaltend auftreten. Passiert etwas Unerwartetes, sucht Dein Hund Kontakt mit seinem Anführenden. Wirst Du hektisch oder hast Angst, überträgt sich das auf Deinen Hund, sodass auch er ängstlich und unruhig werden kann. Du solltest für Sicherheit stehen und signalisieren, dass keine Gefahr besteht.